Unsere aktuelle Plakatkampagne - mal etwas überzeichnet, mal etwas ironisch
Die Veranstaltungen in unseren Saalbauten sind so vielfältig wie ihre Besucher:innen. Ohne Sie und ohne das tägliche bunte Treiben in den Saalbauten wäre Frankfurt ein ganzes Stück ärmer. Wir fanden es an der Zeit, dies einmal ausgiebig zu würdigen. So entstand die Idee für die aktuelle Plakatkampagne der SAALBAU. Zwölf Plakatmotive sind es am Ende geworden.
Nur auf wenigen Fotos ist die konkrete Raumsituation zu erahnen. Auf dem Konzert-Plakat zum Beispiel sind im Hintergrund Stuhlpodeste zu erkennen, die auf den Chlodwig Poth-Saal im Volkshaus Sossenheim schließen lassen. Und auf dem Foto von der Eisernen Hochzeit verraten die verschiedenfarbigen Plissees, die ein geometrisches Muster bilden, dass offenbar im Saalbau Titus-Forum gefeiert wird. Weitaus wichtiger als konkrete Veranstaltungsräume waren uns typische Raumnutzungen, die etwas überzeichnet, etwas ironisch dargestellt wurden.
Vielleicht kommen Ihnen ja einige Motive aus eigenem Erleben oder aus Erzählungen bekannt vor. Zwar sind auf keinem der Fotos Menschen zu sehen. Doch die Aufnahmen dieser fiktionalen Raumnutzungen zeigen viele persönliche Gegenstände und andere Details, die jeweils eine Geschichte erzählen. Sie machen die Menschen, die in diese Szenerien eigentlich hineingehören, fast greifbar.
Auf dem gelbgerahmten Foto bildet ein Schachbrett, getaucht in dramatisches Licht, den Mittelpunkt. Dramatisch ist auch die Spielszene, gerade wurde der schwarze König schachmatt gesetzt. Dem unterlegenen Spieler ist es so warm geworden, dass er (oder sie?) den gelben Schal achtlos über die Stuhllehne geworfen hat.
Auf dem Foto mit fliederfarbener Rahmung sind mehrere über einhundert Jahre alte Fotos in der Bildmitte platziert, zusammen mit einer großen Lupe. Doch die unumstrittenen Stars auf dieser Aufnahme sind zwei halb aufgegessene Stücke Frankfurter Kranz von noch immer beachtlicher Größe. Hier sitzen zwei vermutlich bereits ältere Menschen beim gemütlichen Kaffeeklatsch zusammen. Gerade lehnen sie sich auf ihren Stühlen entspannt zurück, um den Kuchen etwas sacken zu lassen. Selbst die Häkelarbeit muss nun einen Augenblick ruhen.
Auf dem lichtblau gerahmten Foto wetteifern ein aufgeschlagener Prüfungsbogen, mehrere Karten mit besten Wünschen, eine Packung mit als Nervennahrung gedachten Schokokeksen, eine strenge schwarze Brille und ein glückverheißendes Plüschschwein um die Gunst der Betrachter:innen. Es ist nicht schwer zu erraten, dass hier ein sehr nervöser Prüfling am Werk ist. Wünschen wir ihm oder ihr alles Gute.
Die dargestellte Szene auf dem Plakat mit dem hellgelben Rahmen spielt sich spät in der Nacht ab. Ein Tisch mit fast leergetrunkenen Gläsern. Die Braut hat erschöpft die weißen Stöckelschuhe von den schmerzenden Füßen gezogen und auf den Tisch geknallt, der Bräutigam seine lästige Krawatte hinterhergeworfen. Die beiden sind ihrer Hochzeitfeier entflohen, als letzter Gruß hängt der Brautschleier an der Türklinke. Und die Gäste? Feiern sie nun allein weiter? Wer weiß.
Auf dem Plakat mit signalroter Schmuckfarbe warten ein schon etwas in die Jahre gekommenes Klavier, eine Querflöte, eine rote E-Gitarre, ein eingedellter schwarzer Hut und diverse Getränke auf das große Konzert. Bald werden die Musiker:innen auf die Bühne kommen. Aber ob das gut geht? Der Hustensaft und die Taschentücher auf dem Klavier stimmen bedenklich. Jemand ist erkältet. Oh weh.
So wie diese fünf funktionieren auch die anderen sieben Plakate. Mit Absicht haben wir es weitgehend in die Hände der Betrachter:innen gelegt, die nicht abgebildeten Menschen nach ihren individuellen Vorstellungen konkret werden zu lassen, ihnen ein bestimmtes Aussehen, ein bestimmtes Alter, ein bestimmtes Geschlecht zu geben.
Hier eine ehrgeizige junge Pianistin, dort ein bereits betagter Herr am Klavier. Oder vielleicht eine ältere Dame? Hier ein blondes Mädchen mit blauen Kulleraugen, dort ein Junge mit schwarzen Haaren und dunklen Mandelaugen. Oder vielleicht ein Kind mit roten Haaren und Sommersprossen? Hier eine Braut mit kurzen braunen Locken, dort eine Braut mit langer, blonder Mähne. Oder vielleicht mit unzähligen Zöpfchen?
Zusammengenommen stehen all diese unterschiedlichen Vorstellungen für die vielen verschiedenen Menschen, die die Saalbauten tagtäglich nutzen. Ihnen ist die Plakatserie zum Dank dafür gewidmet. Denn selbst der schönste Raum, der schönste Saal ist einfach nur öde und leer ohne die Menschen, die ihn immer wieder aufs Neue mit Leben füllen.
Die Plakate hängen inzwischen in allen Saalbauten. Bleiben Sie doch einmal stehen, um sie in Ruhe zu betrachten und das Dankeschön der SAALBAU entgegenzunehmen.
Ihre SAALBAU